Brigitte Swoboda, SchauspielerinDer Manker ist ja gestanden wie ein kleiner Giftzwerg mit seiner Virginier und hat sich irrsinnig gefreut, wenn was los war! Heute fürchten sich alle vor irgendeinem Skandal, der auf der Bühne passiert. Das war damals so, dass du eine Hauptrolle spielst und dann im nächsten Stück halt eine kleine, was ich in einem Ensemble auch richtig finde. Ich wollte – man sieht sich ja anders – immer die Rollen von der Kitty Speiser spielen, und die Kitty meine. Es ist Größenwahnsinn, aber man kränkt sich trotzdem, weil man glaubt, man muss immer alles spielen. Da war ich natürlich gekränkt, wie sie im „Jux“ das Christopherl gekriegt hat, und da habe ich mir natürlich gedacht: das muss doch ich spielen! Und sie war hinreißend! Aber es kränkt. Und heute weiß ich natürlich, dass er das Richtige gemacht hat. Manker war sehr gekränkt, wenn man weggegangen ist. Es hätte mich dann einmal der Boy Gobert geholt nach Hamburg – hat er verweigert. Ich war ja am Anfang nur Gast, habe Stückverträge gehabt. Und dann kam der Everding und wollte mich. Und dann war ich bei ihm, das hat sich im Café Raimund gegenüber vom Theater abgespielt, er saß ja auch immer dort. Man konnte ja immer zu ihm, im Grunde genommen. Da ist er gesessen im Eck, mit seiner Zeitung, und da stand in der Zeitung das neue Ensemble vom Everding, und der hat mich hineingeschrieben, obwohl ich ihm noch gar nicht zugesagt hatte. Und er hat da die Zeitung gelesen, und hat so hinaufgeschaut. Und hat gesagt: „Das kommt überhaupt nicht in Frage, du gehörst nach Wien. Aus.“ Und dann ging er mit mir rauf in die Direktion und hat mir einen Jahresvertrag gegeben. Er war für mich ein richtiger Theater-Vater. Ich habe auch bis jetzt noch sein Photo stehen am Nachtkastl. Er hat mich geholt vom Keller, da war er gerade Direktor. Und das erste Stück war „Change“ von Wolfgang Bauer, da habe ich aber nur eine kleine Rolle gespielt. Und dann ist er plötzlich gekommen mit der Salome Pockerl im „Talisman“ – was mich irrsinnig überrascht hat, weil das war ein Wahnsinn, wenn du vom Keller kommst! Das war ein ziemlicher Aufruhr in Wien, mit dem Qualtinger als Titus Feuerfuchs und eine „Frischg’fangte“ als Salome Pockerl. Dazu muss man sagen, da war ja die Schmidinger im Ensemble und die Kitty Speiser, die hat mir ja dann nachher gesagt: Natürlich haben sie sich erwartet, dass die Schmidinger das spielt. Und dann holt er einfach ganz wen Neuen! Und das war äußerst mutig. Ich bin ja dann auch gehängt bei der Premiere. Wir haben eigentlich die Premiere ziemlich geschmissen, der Qualtinger und ich, weil er auch so nervös war. Und dann war es aber so ein Erfolg! Er war sehr genau mit dem Text, da hat man nicht ausweichen können. Er hat in sein Textbuch geschaut – und es ging um jedes Wort. Das war eine Partitur, der Text. So gesehen, war er ein Dirigent. Er hat sehr gut führen können. Er hat nur angetupft, und dann hat er den „Gatsch“, den „Gicks“ drüber gegeben, damit das nicht in einer Richtung gerannt ist, hat er dir immer noch so ein Punkterl aufgesetzt. Zum Beispiel beim „Talisman“, da war immer die Salome Pockerl so eine Armselige. Und er hat mich dorthin geführt, dass die eine Zornige, eine Böse ist. Was ja auch stimmt, weil alle geschundenen Kreaturen sind nicht lieb und arm – sondern die werden dann böse. Das sind dann diese Tipferln, die er noch rausgeholt hat. |
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