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Zu diesem Buch

Gustav Manker Bio

Auszüge aus dem Buch
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   Reinhardt-Seminar
   Der Diamant des Geisterkönigs (1944)
   Geschichten aus dem Wiener Wald (1948)
   Die Räuber (1959)
   Das Volkstheater
   Wolfgang Bauer und Peter Turrini
   Programme aus 5 Jahrzehnten

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Gustav Manker

(* 29. März 1913 – 7. Juli 1988)
Regisseur, Bühnenbildner, Schauspieler und Theaterdirektor.

     

Manker studierte von 1933 bis 1935 in Wien bei Max Reinhardt Regie und Schauspiel sowie gleichzeitig bei Alfred Roller und Oskar Strnad Bühnenbild. In seiner Studienzeit wirkte er bei den Salzburger Festspielen in Reinhardts Inszenierungen von „Jedermann“ und „Faust“ mit. 1935 bekam er sein erstes Engagement am Kleinen Theater in der Praterstraße in Wien, wo er u.a. die österreichische Erstaufführung von Ödön von Horvaths „Kasimir und Karoline“ ausstattete. Von 1936 bis 1938 war er Schauspieler und Bühnenbildner am Deutschen Stadttheather in Bielsko (Bielitz), dem damals einzigen deutschen Theater in Polen.

1938 wurde Manker als Bühnenbildner ans Deutsche Volkstheater engagiert. Mehr als vierzig Jahre arbeitete er an diesem Theater, als Bühnenbildner, Regisseur, Ausstattungs- und Oberspielleiter und zuletzt von 1969 bis 1979 auch als sein Direktor. Manker hat an diesem Haus 155 Stücke inszeniert und für 207 die Bühnenbilder entworfen, in einem Stück trat er 1943 auch als Darsteller auf.

  Gustav Manker
     

1938 entwarf der erst 25jährige Manker am Volkstheater die Ausstattung zur Eröffnungspremiere von Friedrich Schillers „Die Räuber“. Es folgten über 40 weitere Bühnenbilder bis zur Schließung des Theaters 1944, darunter Klassiker, NS-Historiendramen, Dramen von Ludwig Anzengruber, Richard Billinger und Karl Schönherr sowie österreichische Klassiker wie Grillparzer, Nestroys und Raimund. In diese Jahre fielen die ersten Arbeiten mit den Regisseuren Leon Epp und Günther Haenel, die zu Mankers wichtigsten künstlerischen Partnern werden sollten. Aufführungen wie G.B. Shaws Die heilige Johanna (1943) und Ferdinand Raimunds Der Diamant des Geisterkönigs (1944), beide in der Regie von Günther Haenel und im Bühnenbild Mankers formulierten einen theatralischen Widerstand.

Bei Raimunds „Der Diamant des Geisterkönigs“ kam es 1944 zu einer deutlichen Demonstration: Nikolaus Haenels siedelte das „Land der Wahrheit“ stilistisch im Nazi-Deutschland der Gegenwart an, Mankers Bühnenbild parodierte die monumentale NS-Ästhetik mit Statuen im Stile Arno Brekers, ironisierte auch den deutschen Reichsadler, der dem Publikum sein Hinterteil zuwendete und paraphrasierte das Symbol des Kraft durch Freude-Rades.

Neben seiner Arbeit am Deutschen Volkstheater, an dem er ab 1942 aufgrund der Kriegssituation der einzige Bühnenbilder war, entwarf Manker auch Bühnenbilder für die Exl-Bühne, die Komödie in der Johannesgasse unter der Direktion von Leon Epp sowie für die Wiener Kammerspiele, das Bürgertheater und das Renaissancetheater.

Gustav Mankers erste Regiearbeit war im Dezember 1942 das Märchen „Der getreue Johannes“ von Walter Hans Boese nach den Gebrüdern Grimm, eine Aufführung des Deutschen Volkstheaters in der „Komödie“ in der Johannesgasse.

  Gustav Manker
     

Im Mai 1945 wurde Manker kurzfristig Mitglied der kommunistischen Partei, und war Mitinitiator der „Scala“. Erste Arbeiten waren die Bühnenbilder für die Erstaufführung der vier letzten, apokalyptischen Szenen „Die letzte Nacht“ von Karl Kraus. In der Direktionszeit Günther Haenels am Volkstheater stattete Manker u.a. den Theaterskandal „Haben“ von Julius Hay aus, Anatoli Lunatscharskis „Der befreite Don Quijote“, Jean Anouilhs „Antigone“, Eugene O’Neills „Verwirrung der Jugend“ (mit dem jungen Oskar Werner) und arbeitete zugleich als Bühnenbildner an Leon Epps „Die Insel“, an den Kammerspielen (Erstaufführungen von Franz Werfels „Jacobowsky und der Oberst“ und von Jean Paul Sartres „Die Fliegen “), am Bürgertheater, an der Renaissance-Bühne und erstmals auch am Theater in der Josefstadt.

Mit Ben Jonsons „Volpone “ begann im Januar 1946 Mankers Regiekarriere. Es folgten J. B. Priestleys „Gefährliche Wahrheit“ und Ferdinand Bruckners „Heroische Komödie“. 1947 inszenierte Manker am Wiener Volkstheater sein ersten Stück von Nestroy, der zum bestimmenden Autor seines Lebens wurde und von dem er insgesamt 43 Stücke inszenierte. Mit seinen Nestroy-Aufführungen gelang es Manker, einen neuen Nestroy-Stil zu entwickeln, der den Stücken – auch in der Ausstattung – jede biedermeierliche Färbung nahm, ihn intellektuell zugespitzt präsentierte, der auf Bearbeitungen und Zusätze verzichtete und der als „Nestroy pur“ bekannt wurde. 1948 inszenierte Manker dann erstmals auch im eigenen Bühnenbild, Nestroys „Zu ebener Erde und erster Stock“, eine Kombination, der er lange Jahre treu bleiben sollte.

  Gustav Manker
     
1948 wechselte Günther Haenel an die neu gegründete Scala, Manker konnte deren Angebot nicht folgen und blieb am Volkstheater, wo er mit den Inszenierungen von Ferdinand Raimunds „Der Bauer als Millionär“ (1948) und „Der Verschwender“ (1949) mit Paul Hörbiger Triumphe feierte. Im Dezember 1948 kam es bei der Erstaufführung von Ödön von Horvaths „Geschichten aus dem Wiener Wald “ in Mankers Bühnenbild zu einem der größten Theaterskandale der Nachkriegszeit. Die wichtigsten Regie-Arbeiten Mankers in dieser Zeit waren Georg Kaisers „Napoleon in New Qrleans“, die Erstaufführung von Albert Camus’ „Die Gerechten“, Vicky Baums „Menschen im Hotel“ und Nestroys „Der Talisman“ sowie Franz Werfels „Juarez und Maximilian“, meist im eigenen Bühnenbild. Neben seiner Arbeit am Volkstheater fand Manker auch Zeit, mit Berthold Viertel am Burg- und Akademietheater zu arbeiten, sowie am Theater in der Josefstadt und an den Kammerspielen zu inszenieren.   Gustav Manker
     

In der Direktion Leon Epp (1952–1968) war Manker der entscheidende Regisseur am Wiener Volkstheater, Chefbühnenbildner und Oberspielleiter. Besonders Schillers „Die Räuber“ waren 1959 auf einer zweigeteilten Simultanbühne in Regie und Bühnenbild von Manker bahnbrechend. 1963 wagte sich das Volkstheater mit „Mutter Courage und ihre Kinder“ an ein Stück von Bertolt Brecht, nachdem dieser vor dem Hintergrund des Kalten Krieges in Österreich boykottiert worden war. Die Presse sprach von der „Blockadebrecher“-Premiere am 23. Februar 1963 mit Dorothea Neff und unter der Regie von Manker, der in der Folge auch „Der kaukasische Kreidekreis“ inszenierte. Besonders setzte sich Manker für das Werk Frank Wedekinds ein, inszenierte aber auch die zeitgenössische Moderne. Auch das österreichische Volksstück von Anzengruber, Nestroy und Raimund, für das er mit Karl Skraup, Hans Putz, Hugo Gottschlich, Fritz Muliar, Walter Kohut, Kurt Sowinetz und Hilde Sochor ein erstklassiges Ensemble hatte, und die österreichische Moderne von Schnitzler bis Horváth, Ferdinand Bruckner und Molnár und die Uraufführung von Helmut Qualtingers „Die Hinrichtung“ (1965) lagen in Mankers Händen. Qualtinger trat auch oftmals als Schauspieler bei Manker in Erscheinung, so in Nestroys „Eine Wohnung zu vermieten“, Dostojewskis „Schuld und Sühne“ und als Zauberkönig in Horvaths „Geschichten aus dem Wiener Wald“ (1968) und 1970 als Titus in Nestroys „Talisman“.

  Gustav Manker
     

Gustav Manker übernahm nach dem Unfalltod von Leon Epp 1968 die Direktion des Volkstheaters. Zu den Marksteinen seiner Direktion gehörte vor allem die Entdeckung junger österreichischer Dramatiker. Im Jahr 1969 hatte „Change“ von Wolfgang Bauer Premiere, 1971 wurde „Rozznjogd“ von Peter Turrini uraufgeführt. Weitere junge Autoren waren Gerhard Roth, Wilhelm Pevny, Herwig Seeböck, Wilhelm Pellert und Kottan-Erfinder Helmut Zenker.

Manker legte generell großes Augenmerk auf die Pflege österreichischer Literatur, Hermann Bahr,s „Das Konzert“ und „Wienerinnen“wurden zu Publikumsrennern. 1971 kam es zur Uraufführung eines nachgelassenen Schnitzler-Stückes „Zug der Schatten“ und Horvaths „Die Ubekannte aus der Seine“ mit Kitty Speiser.Mankers Klassikerpflege umfasste Grillparzer ebenso wie Shakespeare - 1970 kam es zur umjubelten Erstaufführung von Shakespeares „Hamlet 163“ mit Michael Heltau - und gipfelte in Richard Beer-Hofmanns Einrichtung von Goethes Faust I und II an einem Abend.

Legendär waren Mankers jährliche Nestroy-Inszenierungen, die neben den viel gespielten Stücken auch Unbekanntes ausgruben und mit einem eingespielten „Nestroy-Ensemble“ (Heinz Petters, Herbert Propst, Rudolf Strobl, Walter Langer, Hilde Sochor, Dolores Schmidinger, Brigitte Swoboda) in einem speziellen Nestroy-Stil („Nestroy pur“) zu Publikumshits wurden: „Der Talisman“ (1971), „Heimliches Geld, heimliche Liebe“ (1972), „Das Gewürzkrämerkleeblatt“ (1972), „Gegen Torheit gibt es kein Mittel“ (1973), „Umsonst“ (1974), „Einen Jux will er sich machen“ (1976), „Lumpazivagabundus“ (1977), „Höllenangst“ (1977), „Frühere Verhältnisse“ und „Die schlimmen Buben In der Schule“ (1978).

Manker förderte im Laufe seines Lebens viele junge Schauspieler wie Karlheinz Hackl, Michael Heltau, Fritz Muliar, Otto Schenk, Dolores Schmidinger, Kitty Speiser, Silvia Fenz, Brigitte Swoboda und Ulrich Wildgruber.

 
     

Als Gast arbeitete Manker am Theater in der Josefstadt, am Burgtheater, am Akademietheater, bei den Salzburger Festspielen und den Bregenzer Festspielen, an der Volksoperr, dem Salzburger und Linzer Landestheater, in München, Berlin, am Thalia Theater Hamburg dem Württembergischen Staatstheater Stuttgart am Schauspielhaus Zürich, in Basel und bei den Festspielen in Wunsiedel und Jagsthausen.

Am 8. Dezember 2006 wurde auf Initiative von Direktor Michael Schottenberg ein Porträt Gustav Mankers von Johannes Grützke im Volkstheater enthüllt.

Gustav Manker (eigentlich: Manker von Lerchenstein) war der Sohn des Ingenieurs Josef Manker von Lerchenstein und der Ludmilla Flesch von Brunningen, einer Cousine des Schriftstellers Hans von Flesch-Brunningen. Die Familie Manker wurde 1865 in Gestalt des k.k. Regierungsrats Johann Manker mit dem Prädikat von Lerchenstein in erblichen österreichischen Adelstand erhoben.

Die jüdische Schulmeisterfamilie Flesch stammte ursprünglich aus Prag und liess sich 1530 in Frankfurt im Haus „zur Flasche" nieder, wodurch sie auch ihren Familiennamen erhielt.

  Gustav Manker